Interview mit Dr. Kathrin Karl

Eine Franchise am Puls der Zeit – die Katzentempel-Story

Im Rahmen unserer “Fokus Franchise”-Serie soll neben der Theorie natürlich auch die Praxis nicht zu kurz kommen. Deshalb haben wir mit Gastronom:innen gesprochen, die Erfahrung mit Franchisesystemen haben. 

Heute steht der “Katzentempel” im Rampenlicht, ein junges, veganes Franchise-Konzept, das sich dem Tierschutz verschrieben hat.

Der erste Katzentempel wurde 2013 in München von Thomas Leidner, eröffnet – eine Mischung aus Restaurant und Heimat für Katzen aus dem Tierheim. Die Tiere können sich im Lokal frei bewegen und Gästen Gesellschaft leisten – wenn sie mögen. Es gibt ausschließlich vegane, frisch zubereitete Gerichte aus überwiegend nachhaltiger Erzeugung. 

Der Aufbau eines Franchisesystems begann 2014 mit dem Einstieg von Dr. Kathrin Karl und dem klaren Ziel, eine vegane Lebensweise und Tierwohl speziell in der Gastronomie weiterzuverbreiten. 

Die Katzentempel GmbH hat aktuell 11 Restaurants und möchte in den nächsten drei Jahren rund 30 weitere Filialen in ganz Deutschland eröffnen – Tendenz steigend. 

Wir wollten hinter die Kulissen blicken und haben mit Kathrin über das Abenteuer Franchise-Gründung gesprochen.

Kathrin, du bist promovierte Biochemikerin und erfolgreiche Gastronomin in einem. Das klingt nicht nach einem klassischen Werdegang.

Wie kam es dazu? Warum Gastronomie? 

Meine Ausbildung verlief erstmal schon sehr klassisch, erst Abi, dann Studium, und anschließend Promotion. Während dieser Zeit wurde mir klar, dass ich etwas Sinnvolles, etwas Wichtiges im Leben machen möchte. In der Medizin oder Pharmabranche steht oft klassische Forschung in Nischenbereichen auf der Tagesordnung, auch in Verbindung mit Tierversuchen – das wollte ich nicht. 

Dann habe ich ein Praktikum in einer Unternehmensberatung absolviert, aber auch dort fehlte mir die langfristige, positive Perspektive. Mein Ziel war nie, reich zu werden. Ich bin kein großer Konsummensch. Ich möchte Zeit für meine Familie haben, auch mal in den Urlaub fahren und mir Bio-Lebensmittel leisten können. 

Ich wollte etwas bewegen, die Welt und die Gesellschaft verändern – und ein Stück besser machen – so platt das auch klingen mag (lacht)

Damals wurde ich von der Vegetarierin zur Veganerin – und diese Lebensweise wollte ich gerne weiterverbreiten.

Nach einem Praktikum in einer Biobäckerei in Berlin plante ich, mich selbstständig machen und eine Bäckerei in München als Franchisenehmerin führen. Aber – wie es das Schicksal wollte – ist kurz vor knapp der Mietvertrag geplatzt, und ich bewarb mich direkt nebenan im Katzentempel um einen Minijob, um mir Geld für meinen eigenen veganen Laden zu verdienen.

Den Katzentempel gab es zu der Zeit gerade ein Jahr und Thomas Leidner, Geschäftsführer und Ex-Broker, suchte eine:n “Mitstreiter:in”. Er fragte mich allerdings, warum eine promovierte Biochemikerin jetzt bei ihm jobben wolle (lacht)

Nach zwei Monaten bin ich bei ihm als Partnerin eingestiegen. Es hat einfach gepasst! Zwei Akademiker werden Gastronomen aus Leidenschaft und Überzeugung (lacht und strahlt).

Das ist jetzt neun Jahre her – und ich bin immer noch happy mit der Entscheidung! Das war zwar keine große Entscheidung vom Invest her, aber doch ein großer Schritt für mich, mit hohem Commitment. Ich wollte es versuchen, ich wollte es schaffen. Ich wusste, wenn ich diesen Schritt jetzt nicht mache, bereue ich es irgendwann.

Wow, definitiv ein mutiger Schritt! Wie ging es dann weiter?

Unser Ziel war von Anfang an, groß zu werden, um etwas zu bewirken! Unser Hauptanliegen waren dabei der Tierschutz und eine nachhaltige, vegane Lebensweise. 

Zudem wollten wir auch andere Menschen/Neugastronom:innen als Partner dabei unterstützen, ihren Traum vom eigenen Gastrobetrieb zu verwirklichen. 

Also begannen wir, Schritt für Schritt das Restaurant zu professionalisieren und daraus ein Franchisesystem aufzubauen.

Klingt nach einer Herausforderung – wie seid ihr da rangegangen?  

Der Anfang im Restaurant war zunächst total chaotisch. Wir mussten erstmal alles in geordneten Bahnen lenken und systematisieren.

Wir hatten keine Abläufe, keine Rezepte, keine Strukturen, keine Standards – diese bauten wir nun auf. Nach ein paar Monaten ging dann der Umsatz schon stark nach oben.

Die ersten zwei Jahre standen wir rund 80 Stunden pro Woche im Laden – ich stand in der Küche und habe Rezepte kreiert und gekocht. Thomas war währenddessen vorne im Service.

Wir haben uns über all die Jahre permanent weiterentwickelt und optimiert. Da wir beide Zahlen-affin sind, konnten wir auch finanziell und unternehmerisch nachhaltig arbeiten und wachsen. Wir haben immer mit Bedacht investiert und jeden Euro zweimal umgedreht.

Wenn man nicht wirtschaftlich ist, ist man schnell wieder weg und kann nichts bewirken! 

Unser größter Luxus ist ein größeres Team. Mittlerweile haben wir in der Franchisezentrale 10 Mitarbeiter. Katzentempel-Filialen gibt es aktuell 11, zwei weitere stehen kurz vor der Eröffnung und 10 weitere sind in der Pipeline. 

Was muss ein Interessierter/eine Interessierte genau tun, wenn man einen Katzentempel als Franchisebetrieb übernehmen möchte?

Nach einem Erstgespräch haben die Bewerber:innen die Möglichkeit, in einem unserer Läden ein paar Tage zu schnuppern, um alles besser kennenzulernen. Falls sie das Business dann immer noch angehen wollen, geht es richtig los. 

Man “reserviert” eine Stadt, sucht eine Location, führt Finanzierungsgespräche mit der Bank, unterschreibt den Mietvertrag, lässt sich schulen – und eröffnet. Alles mit unserer tatkräftigen Unterstützung!

Was kostet das? Wie viel Eigenkapital wird benötigt?

Die Gesamtinvestitionen sind natürlich von Location zu Location unterschiedlich – circa zwischen 150.000 Euro und 600.000 Euro.

Auf unserer Seite sind es 4.000 Euro für die “Reservierung” der Stadt, 15.000 Euro für die Eingliederung, 5% vom Nettoumsatz als Franchisegebühr und 1% vom Nettoumsatz fürs Marketing.

Wir empfehlen zwischen 20.000 und 50.000 Euro als Eigenkapital mitzubringen, aber je mehr, desto besser – jeder Euro mehr hilft!

Den Rest können sich unsere Lizenznehmer:innen zum Beispiel von unserer Hausbank leihen. 

Klingt machbar! Was ist deiner Meinung nach der größte Vorteil, wenn man sich als Neugastronom:in für eine Franchisesystem entscheidet?

Ohne großen Partner bekommen Neugastronom:innen oft gar keinen bezahlbaren Mietvertrag mehr für eine Immobilie, geschweige denn eine gute Finanzierung – das ist nicht fair, aber leider Fakt. Große Ketten versprechen mehr Sicherheit, auch bei der Finanzierung – und Vermieter wollen immer Sicherheiten.

Wo soll die Reise mit dem Katzentempel hingehen?

Wir wollen definitiv weiter expandieren. Erst in Deutschland, dann in DACH und Europa und dann weltweit (lacht).

Eine Franchise-Gründung erfordert viel Mut, Ausdauer und Planung – worauf bist du denn besonders stolz in deiner Karriere? 

Dass ich durchgehalten habe (lacht). Ich war oft an meiner Belastungsgrenze.

Wir hatten vor ein paar Jahren noch kein Budget für Personal – also haben wir alles selber gemacht. Bei Neueröffnungen waren wir bis zu 2 Wochen vor Ort, jeden Tag 14 Stunden im Einsatz, und da passierten auch schon mal “verrückte Sachen”. 

Ein Franchisepartner kam am Eröffnungstag mal einfach nicht – der Super-Gau! Bei einer anderen Eröffnung hat der Partner verschlafen und wir konnten nicht in den Laden zur Vorbereitung, Brot backen – und so weiter und so weiter. 

Bei jeder Eröffnung gibt es neue Learnings. Aber wir helfen unseren Partner:innen! Fehler, die wir einmal gemacht haben, muss keiner noch mal machen. Deshalb bringen uns Fehler weiter!

Wir sind nach wie vor ein Start-up mit viel Luft nach oben, aber das Ziel ist es, alles zu professionalisieren sowie Prozesse zu standardisieren, damit alles reibungslos läuft, auch wenn der Inhaber mal nicht da ist.

Und wir sind auf einem guten Weg – inzwischen sind wir bzw. meine Mitarbeiter nur noch so vier bis fünf Tage vor Ort, und es läuft alles wesentlich entspannter und strukturierter ab.

Ich bin stolz, auf alles was in den letzten neun Jahren passiert ist, dass ich den richtigen Geschäftspartner habe, rentable Restaurants, dass die Gäste happy sind und (auch Nicht-Veganer) das Essen megalecker finden und dass wir ein (nicht nur für uns) richtiges, funktionierendes System gegründet haben.

Welchen Rat gibst du denn Neu-Gastronom:innen mit auf den Weg, die in der Gastro-Branche nicht nur Fuß fassen, sondern langfristig erfolgreich sein wollen?

Es ist harte Arbeit, und man muss permanent viele Hausaufgaben machen, um am Ball zu bleiben und von der Gastronomie gut leben zu können. Darüber muss man sich im Klaren sein, daher ist eine gewisse Leidenschaft vonnöten.

Das Wichtigste ist: Immer die Zahlen im Blick zu behalten! Gastronom:innen müssen unternehmerisch denken und handeln, das ist das A und O. Und sie sollten ihre Work-Life-Balance nicht vernachlässigen, damit der Erfolg auch langfristig Bestand hat.

Die Digitalisierung wurde speziell auch in unserer Branche die letzten Jahre stark beschleunigt – was hast du im Katzentempel an digitalen Tools im Einsatz und warum ist/war dir das wichtig? 

Wir sind sehr digital aufgestellt und haben sehr viele verschiedene Software-Tools im Einsatz. Dazu gehören zum Beispiel das Reservierungstool Resmio, Microsoft Office, die HACCP Software Flowtify, Online-Gutscheine sowie Amadeus360 (bald in allen Filialen) bestehend aus Kassensystem, Unternehmenssteuerung, Küchenmonitoring, Selfordering usw. 

Wir nutzen auch die Amadeus360 Filialverwaltung und die Zentrale Artikelverwaltung – sehr hilfreich! Ich mache eine Anpassung, zum Beispiel in der Speisekarte, und rolle sie mit einem Klick gleich auf alle Läden aus. Das ist äußerst komfortabel! 

Das filialübergreifende Reporting ist extrem wichtig für die Effektivitätssteigerung, weil man so auf einen Blick sieht, welcher Laden welche Leistung erbringt. Ich freue mich schon darauf, es in Kürze zu nutzen! 

Wichtig ist – man sollte speziell bei digitalen Tools nicht vor den Kosten oder dem Aufwand der Einführung zurückschrecken, beides amortisiert sich nach meiner Erfahrung nach kürzester Zeit – es lohnt sich!

Was sind deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren der Zukunft für Gastronom:innen und die Gastronomie allgemein?

Ich würde sagen, vier Dinge sind besonders wichtig: 

  • Ein guter USP – man muss sich von der Masse abheben und authentisch sein
  • Eine gute Lage – viel Laufkundschaft spart Werbeaufwand
  • Lieferdienst anbieten – beschert Extra-Umsatz
  • Digitale Tools nutzen – sorgen für mehr Effizienz und Automatismen

Hast du ein Lieblingszitat?

Kein richtiges Zitat, aber ich habe neulich einen guten Satz gehört, den ich mir gemerkt habe: 

Freiheit ist Verzicht! 

Wir leben in einer solch privilegierten Gesellschaft und haben einen solchen Überfluss, dass wir hin und wieder auf etwas verzichten können. Wir haben die Wahl, unser Ego auch mal in den Hintergrund stellen zu können. 

Ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für das Gespräch. 

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