Interview mit Jens Müller

Zu Gast im Aposto Bamberg – Die Franchisenehmer-Story

Weiter geht’s mit unserer „Fokus Franchise“-Serie! Wir präsentieren Ihnen Gastronom:innen, die ihre Erfahrungen in Franchisesystemen mit uns teilen.

Heute stellen wir Ihnen Jens Müller vor, der seit 20 Jahren in der Gastronomie und seit 11 Jahren erfolgreicher Franchisenehmer & Geschäftsführer des Aposto Bamberg ist – geballte Franchise-Erfahrung sozusagen 🙂

Das Aposto-Konzept steht für innovative mediterrane Küche mit Fokus auf ausgefallenen Pizza- und Pasta-Kreationen. Ein Highlight der Restaurants sind die offenen Show-Küchen inklusive Steinbackofen. Aposto ist eines der 13 Konzepte der Enchilada-Gruppe, die mit rund 100 Restaurants zu den größten Gastro-Unternehmen in Deutschland gehört.

Wie fühlt es sich an, Franchisenehmer, speziell in einer so großen Gruppe, zu sein? Wir haben nachgefragt – lesen Sie hier das ganze Gespräch:

Jens, warum wolltest du Gastronom werden?

Das kam so nach und nach. Ursprünglich habe ich Wirtschaftsgeografie in Bayreuth studiert und nebenbei als Barkeeper im dortigen Enchilada Restaurant gearbeitet. Da habe ich mich immer sehr wohlgefühlt: Es war laut, intensiv, schnell … und ich bin – bis heute – Barkeeper mit Leib und Seele.

Parallel dazu hatte ich mit zwei Freunden eine Event- und Party-Firma gegründet.

Zu der Zeit habe ich mich in die Selbstständigkeit verliebt. Ich war schon immer ein eigener Kopf und zeige gerne mit dem Finger auf das, was nicht so funktioniert, wie es sollte.

So begann meine „Geschichte“ mit der Gastronomie und der Enchilada-Gruppe.

Wie war dann der Einstieg? Warum Aposto und keine Bar?

Nach dem Studium ging ich erstmal für ein paar Monate nach Australien. Als ich zurückkam und meine Perspektiven auslotete, habe ich gesehen, was man als Franchisenehmer bei Enchilada erreichen kann – das konnte ich mir auch gut vorstellen.

Also wurde ich für ein Jahr Trainee im Enchilada Karlsruhe und signalisierte danach klar meine Bereitschaft für einen eigenen Laden.

Sowohl Aposto als auch Enchilada waren super interessant für mich – wobei die Kennzahlen bei Aposto damals der Wahnsinn waren.

Also ging es auf Objektsuche, und nach einer kurzen Zwischenstation in Mainz wurde mir das bereits laufende Aposto in Bamberg angeboten – dort fing ich dann Juli 2012 als Geschäftsführer an, nachdem ich noch vier Monate im Aposto Karlsruhe als Koch gearbeitet hatte.

Was sind die Vor- und Nachteile von Franchises deiner Meinung nach?

Vorteil, ganz klar: Ich bin mein eigener Chef – und habe trotzdem als Backup die Gruppe im Rücken – das ist sehr gut!

Ich habe ein Gesellschafter-Team, das ich im Zweifel immer fragen kann, mit dem ich immer im Austausch bin und das mich unterstützt – ich wäre dumm, auf diesen Input, diesen Dialog zu verzichten.

Das passt alles!

Für dieses Mehr an Sicherheit gibt man allerdings schon auch ein Stück Freiheit auf – nicht alle Verbesserungsvorschläge im Konzept stoßen auf offene Ohren. Aber im Rahmen des Vertrages kann man trotzdem auch so einiges umsetzen … oder man macht es einfach und schaut was mal passiert.

Wie viel Budget braucht man denn, wenn man ein Franchisenehmer werden möchte? Was bekommt man dafür?

50.000 Euro bis 100.000 Euro sind gut. Man pachtet ein Objekt, kauft die Marke und das Konzept und gibt dafür im Fall „Aposto“ 6 Prozent vom Nettoumsatz als Lizenzgebühr ab.

Dafür bekommt man reichlich Know-how, Vorteile bei den Einkaufpreisen, E-Learnings und und und – plus echte Schwarmintelligenz durch viele andere Franchisenehmer. Du bist nie allein, du hast immer die Gruppe, die dich unterstützt – das ist sehr viel wert.

Zusätzlich bekomme ich auf Wunsch Extra-Leistungen, wie die Lohn- und Finanzbuchhaltung, Marketing oder das Kassensystem samt Unternehmenssteuerung von Amadeus360. Das kostet zwar extra, nehme ich aber gerne in Anspruch. 

Wo soll deine Reise weiter hingehen? Mehr Restaurants?

Ich bin vom Mindset Unternehmer und war anfangs auch echt heiß auf mehrere Läden – das hat aber nicht geklappt, obwohl wir einige Objekte verhandelt hatten. Da habe ich einige Immobilien gekauft und vermiete die jetzt.

Aktuell bin ich in einer Orientierungsphase, wäge vieles ab und überlege in ganz verschiedene Richtungen. Ich habe bei der IHK noch eine Weiterbildung als Projektleiter gemacht und lege ab Herbst nochmal ein Semester in Digitalisierungsmanagement nach.

Meine Frau und ich haben jetzt zehn Jahre Gas gegeben – mal sehen, was die Zukunft so bringt.

Worauf bist du denn besonders stolz in deiner Karriere?

Einmal, dass ich überhaupt Unternehmer geworden bin – ich hab’s gemacht!

Und obwohl ich seit über zehn Jahren erfolgreicher Unternehmer bin, habe ich eine intakte Ehe und Familie – darauf bin ich am meisten stolz. Das Privatleben geht bei sehr vielen Unternehmern den Bach runter – da braucht man sich nur umzusehen. Familienzeit halte ich für extrem wichtig. Ich verdiene dadurch sicher weniger Geld als manch anderer, dafür habe ich meine aber meine persönlich “Jens-Life-Balance” gefunden – das ist perfekt!

Hattest du auch mal Zweifel am Gastro-Dasein?

Natürlich hatte ich Zweifel. Nicht nur einmal saß ich heulend da und wusste nicht mehr weiter, vor allem in den ersten Monaten und Jahren. Auch jetzt noch ist der Druck enorm hoch, durch steigende Preise und Energiekosten, durch den Fachkräftemangel usw. 

Aber dann geht es auch immer wieder aufwärts!

Die Digitalisierung wurde speziell auch in unserer Branche die letzten Jahre stark beschleunigt – was hast du an digitalen Tools im Einsatz und warum war/ist dir das wichtig?

Ich arbeite seit 20 Jahren digital und ich halte die Digitalisierung – speziell auch in der Gastro – für extrem wichtig und richtig.

Auch in meinem Laden sind wir stark digital aufgestellt, z.B. mit Reservierungssystem, Lohnbuchhaltung, Personalmanagement, CRM, Kassensystem und Cockpit von Amadeus360 sowie Selfordering – das ist super!

Wir haben mittlerweile eine riesige digitale Community mit über 2.000 Kunden – Tendenz steigend. Unser Lieferdienst läuft auch rein mit elektrischen Fahrzeugen – du siehst, ich bin gut dabei!

Aber um es auch klar zu sagen: Alles hat seine Grenzen.
Die Digitalisierung ist nicht der All-Heilsbringer.

In vielen Fälle gehen die digitalen Tools entweder komplett an den Nutzern vorbei oder sie bringen einfach nichts. Auch die Tools mit KI sind noch nicht immer so ausgereift, dass sie Erfahrung und Bauchgefühl ersetzen könnten.

Ich wünsche mir mehr Nutzerfreundlichkeit, sprich B2C-Niveau, nicht B2B. Nicht ich als Manager nutze die Checkliste für den Baraufbau, sondern vielleicht meine ungelernte Aushilfe. Weniger Elfenbeinturm-Sichtweise wäre gut – ich will Tools, die den Mitarbeitern und mir was nutzen und Support, der mir wirklich hilft!  

Welchen Rat gibst du denn Neu-Gastronomen mit auf den Weg?

Die Glücksritter-Zeit ist vorbei!

Gastronomen müssen heute professionelle Unternehmer sein. Und wenn du das nicht bist bzw. gelernt hast oder willig bist, es dir anzueignen, lass es sein – oder suche dir einen starken Partner! Unser Business ist knallhart.

Eignet euch so viel Know-how wie möglich an, in allen relevanten Bereichen – sei es Betriebswirtschaft, juristische Belange oder Küche.

Was sind deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren der Zukunft für Gastronomen und die Gastronomie allgemein?

Um grundsätzlich in der Gastro erfolgreich sein zu können, sollte man

  • Eigenkapital,
  • Feuer und Leidenschaft und
  • Erfahrung in der Gastronomie

mitbringen.

Die frühere „Mitte“ wird wegfallen und übrig bleiben die, die ihren Job verstehen und Profis sind, indem was sie tun, Preise durchsetzen, Arbeitnehmer gut behandeln, Personaleffektivität im Blick haben, Schulungen anbieten, täglich Reporting und Controlling nutzen und digitale Tools einsetzen.

Es geht nicht um die Frage, ob Individualgastronomie oder Systemgastronomie, sondern um systematisiertes Arbeiten und Know-how – das sind die eigentlichen Erfolgsfaktoren.

Hast du ein Vorbild, und falls ja, welches und warum?

Da gibt es mehrere Menschen, die mich inspirieren:

  • Meine Frau, die mich jeden Tag auf den Boden der Tatsachen zurückholt und mich zu einem besseren Menschen und Vater macht!
  • Christian Veit, der das Aposto Konzept mitentwickelt hat und an vielen Läden beteiligt ist. Er ist ein sehr guter Gastronom und wahnsinnig erfolgreicher Unternehmer – und trotzdem konnte ich mit ihm immer auf Augenhöhe sprechen. Ich empfinde größten Respekt für ihn – auch seinetwegen bin ich Franchisenehmer bei Enchilada geworden.
  • Gary Vaynerchuk, der Marketing-Guru aus den USA
  • und Elon Musk, ein Genie mit bemerkenswerter Weitsicht

Hast du ein Lieblingszitat? Einen Leitspruch?

Mach die Reise in dein eigenes Ich und folge deinen eigenen Bedürfnissen.

Vielen Dank für das Gespräch. 

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